Der Teuerungsunterschied Schweiz-Deutschland ist vor allem die Folge von unterschiedlichen Regulierungen. Der Frankenkurs spielt eine kleine Nebenrolle

Blog Daniel Lampart

Die Teuerung in der Schweiz ist viel geringer als in Deutschland. Im Januar betrug sie 3.3 Prozent gegenüber 8.7 Prozent in Deutschland. «Danke, starker Franken», titelte die Presse. Wegen dem überbewerteten Franken sei die Teuerung in der Schweiz viel geringer. Dass das nicht stimmen kann, zeigen ökonomische Studien bereits seit Jahren. Denn der Frankenkurs beeinflusst die Teuerung nur wenig. Es braucht eine sehr starke Aufwertung von 10 Prozent, damit sich die Teuerung um 1 Prozent abschwächt.

Die Gründe für den Teuerungsunterschied zwischen der Schweiz und Deutschland sind vor allem bei den unterschiedlichen Regulierungen zu finden. Im vergangenen Jahr gab es vor allem vier Faktoren, die dazu geführt haben, dass die Inflation in Deutschland wesentlich höher war als in der Schweiz (Daten dazu hier):

  • Der hohe Gasanteil beim Energiekonsum in Deutschland (Beitrag zu Teuerungsdifferenz 2.1 Prozentpunkte). Die deutschen Haushalte heizen und kochen viel mehr mit Gas als die SchweizerInnen. Weil der Gaspreis in Europa besonders stark gestiegen ist, hat sich das stark auf die Teuerung ausgewirkt.
  • Der liberalisierte Strommarkt in Deutschland (Beitrag zu Teuerungsdifferenz 0.6 Prozentpunkte). Die Marktpreise beim Strom stiegen in Deutschland letztes Jahr um rund 20 Prozent. In der Schweiz sind die Preise reguliert. Daher betrug der Strompreisanstieg nur 2.4 Prozent.  
  • Die Preisentwicklung bei Diesel und Benzin in Deutschland (Beitrag zu Teuerungsdifferenz 0.7 Prozentpunkte). Diesel und Benzinpreise stiegen in allen Ländern, weil das Öl teurer wurde. In Deutschland sind die Steuern insbesondere auf Diesel geringer. Der Ölpreis-Anstieg führt daher prozentual zu einer stärkeren Preishöhung. Zudem geben die Deutschen etwas mehr für Treibstoffe aus. Die Frankenaufwertung hat die Treibstoffpreis-Erhöhungen hierzulande etwas abgemildert.
  • Der Agrarschutz in der Schweiz (Beitrag zu Teuerungsdifferenz 1.6 Prozentpunkte). Die Nahrungsmittelpreise in Deutschland sind um über 13 Prozent gestiegen – in der Schweiz hingegen nur um 1.6 Prozent, weil der Import und die Preise von vielen Landwirtschaftsprodukten in die Schweiz reguliert sind. Die höheren Weltmarktpreise waren in der Schweiz wenig spürbar. Interessant: Die Teigwarenpreise stiegen in der Schweiz um 11 Prozent, weil der Markt für Hartweizen und Pasta in der Schweiz im Unterschied zum Brotgetreide wesentlich stärker geöffnet ist und die Schweiz hier die höheren Weltmarktpreise spürt.
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