Demografische Alterung und Fachkräftemangel: Der Abstimmungskampf für Rentenalter 66/67 hat schon begonnen. Die alles entscheidende Produktivität wird verschwiegen.

Blog Daniel Lampart

Der Abstimmungskampf für die generelle Erhöhung des Rentenalters auf 66/67 hat schon begonnen. Der «Fachkräftemangel» würde den Wohlstand in der Schweiz gefährden. . Nun müsse man wählen: Entweder mehr Einwanderung oder mehr und länger arbeiten.

Erstaunlicherweise wird diese Behauptung kaum hinterfragt. Entscheidend ist nicht die Zahl der Arbeitnehmenden, sondern die Produktivität. Also das, was die Arbeitnehmenden pro Tag produzieren. Wenn die Schweizer Firmen die Produktivität um ein bescheidenes Prozent erhöhen, brauchen sie rund 55'000 Arbeitnehmende weniger. Bei einer Erhöhung der Produktivität um 5 Prozent sind es bereits fast 300'000.

Bereits die Halbierung der Powerpoint-Produktion in der Schweiz dürfte Zehntausende von Stellen freimachen. Gemäss einer deutschen Umfrage verbringen die Arbeitnehmenden rund 100 Stunden pro Jahr mit der Erstellung von Präsentationen. Oder die Firmen reduzieren die Zahl der Chefs, wodurch nochmals rund 50'000 bis 100'000 produktive Arbeitskräfte zur Verfügung stünden. Heute kommt ein Chef auf 10 Arbeitnehmende – gegenüber 15 im Jahr 1990.

In den Firmen gibt es viel Leerlauf. Dazu kommen neue technologische Möglichkeiten. Die Suva hat mit der Digitalisierung der Unfallverarbeitung eindrücklich gezeigt, was heutzutage möglich wäre.

Positiv ist: Auch Economiesuisse hat gestern auf das Potenzial der Produktivität hingewiesen. Kurioserweise war aber nur von den staatlichen Rahmenbedingungen die Rede. Die Hausaufgaben müssen aber die Firmen machen.

Beruhigend ist aber: Das vermeintliche Problem wird sich selber lösen. Je grösser der «Fachkräftemangel» ist, desto besser werden die Löhne und die Arbeitsbedingungen. Das gibt den Firmen einen Anreiz, ihre Produktivität zu verbessern. Was wiederum allen nützt. Denn eine höhere Produktivität erlaubt es, höhere Löhne zu zahlen. Die Arbeitnehmenden haben mehr Einkommen. Und die AHV zusätzliche Einnahmen. Denn 10 Prozent mehr Produktivität und Lohn heisst auch, dass die AHV-Beiträge um 10 Prozent steigen werden.

Top