Berufslehre für Erwachsene - trotz vielen Absichtserklärungen machen Deutschschweizer Kantone und Arbeitgeber nicht vorwärts

Blog Daniel Lampart

Viele Erwerbstätige wechseln den Beruf. Sie lernen Coiffeuse oder Servicefachmann und arbeiten dann in einem Alters- oder Pflegeheim. Oder sie machen die Lehre als Automobil-Mechatroniker («Automech») und gehen in die Industrie, weil es in den Garagen gar nicht so viele Stellen gibt, wie Leute ausgebildet werden. In ihren Sonntagsreden sprechen die Wirtschaftspolitiker von der hohen Flexibilität des Schweizer Arbeitsmarktes und der beruflichen Mobilität der Arbeitskräfte.

In der Realität schaut das dann in vielen Fällen weniger toll aus. Denn die ursprüngliche Lehre ist im neuen Beruf oft nicht mehr viel wert. Wer eine Weiterbildung im neuen Beruf machen will, kann das teilweise nicht, weil er die falsche Lehre hat. Oder es gibt weniger Lohn.

In den Schweizer Alters- und Pflegeheimen ist das beispielsweise eine verbreitete Realität. Drei von 10 Betreuungs- und Pflegepersonen haben keinen entsprechenden Fachausweis.

Im Vorfeld der Abstimmung zur «Begrenzungsinitiative» der SVP hat der Bundesrat in seinem Impulsprogramm beschlossen, dass der Zugang der Erwachsenen zum Berufsabschluss gefördert werden soll. Wer Berufserfahrung hat, soll sich diese anrechnen lassen können und so unbürokratischer zu einem Lehrabschluss kommen. Vier Jahre danach ist der Befund besorgniserregend: In den Gesundheits- und Pflegeberufen haben nur drei Kantone entsprechende Programme. Der Detailhandel will offenbar sogar aus diesen Validierungsprogrammen aussteigen.

Für die Betroffenen ist das frustrierend. Der Berufsabschluss für Erwachsene wird in der Schweiz nicht richtig gefördert. Ideen und Vorschläge gibt es viele. Doch der Wille bei den Deutschschweizer Kantonen und der Arbeitgeber ist zu gering.

 

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