Anämisches Lohn- und Wirtschaftswachstum mit Negativzinsen - schiefe Einkommensverteilung trägt leider wesentlich dazu bei

Blog Daniel Lampart
Verfasst durch Daniel Lampart

Schwaches Reallohnwachstum, historisch tiefe Zinsen und nun noch eine anämische Wirtschaftsentwicklung. So lässt sich ungefähr die gegenwärtige wirtschaftliche Lage zusammenfassen. Viele Ökonomen machen es sich zu einfach und geben der Politik die Schuld. So zum Beispiel dem Handelskonflikt, dem Brexit oder anderen politischen Sonderentwicklungen.

Dabei begannen die Probleme schon wesentlich früher. In Länder wie Deutschland lahmt der Privatkonsum schon seit Jahren. Auch in der Schweiz wird pro Kopf heute ungefähr gleich viel konsumiert wie 2010, wenn man den Gesundheitsbereich ausklammert.

Tiefe Zinsen weisen darauf hin, dass es immer mehr Kapital gibt, das Anlagemöglichkeiten sucht. Es wird zu wenig investiert. Schlimmer noch: Nicht nur viele Staaten, sondern auch immer mehr Firmen sparen anstatt zu investieren. Allen voran die Firmen in nördlichen europäischen Ländern wie Deutschland, Dänemark oder den Niederlanden. Dabei sollte es eigentlich umgekehrt sein. Das Kapital ist bei den Privathaushalten. Diese finanzieren die Firmen über die Zeichnung von Aktienkapital oder über Kredite.

Warum das? Dazu gibt es verschiedene Untersuchungen. Der IWF kam im Sommer zum Schluss, dass diese Entwicklung auch mit der Einkommensverteilung zu tun hat (S. 30). Die schwache Lohnentwicklung hat dazu geführt, dass die Firmen höhere Margen haben. Das kommt den Aktionären zugute. Ihr Vermögen steigt, wenn die Profitabilität der Firmen und damit der Aktienkurs in die Höhe schiesst. Da vor allem vermögende Haushalte mit einer geringen Konsumneigung Aktien halten, drückt das auf den Konsum.

Wirtschaftspolitisch folgt daraus, dass die Löhne stärker steigen müssen. Oder dass die öffentliche Hand die Firmen stärker besteuern muss, um die Einnahmen dann sozial zu verteilen. Oder beides zusammen.

Der Vorschlag von SNB-Direktoriumspräsident Jordan, dass der Arbeitnehmerschutz geschwächt werden muss („flexibler Arbeitsmarkt“) geht hingegen 180 Grad in die falsche Richtung. Der Druck auf die Löhne würde weiter zunehmen.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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