Dank der "Giesskanne" gibt es nicht nur im Garten, sondern auch in der AHV maximalen Ertrag. Weil sie zu einem grossen Teil mit Geld von Gut- und Topverdienenden gefüllt wird. Ohne Giesskanne gäbe es nicht nur keine AHV, sondern auch keine Volksschule.

Blog Daniel Lampart

Die 13. AHV-Rente braucht es vor allem aus drei Gründen. Die Teuerung und der Krankenkassen-Prämienschock kosten eine Monatsrente. Die Pensionskassenrenten sinken – seit mehr als 10 Jahren. Und die Frauen haben eine Rentenlücke, die geschlossen werden muss. 

Die Gegner von Economiesuisse oder aus den Banken bestreiten das grundsätzlich nicht. Doch sollen aus ihrer Sicht nicht alle eine 13. Rente erhalten – insbesondere die vermögenden und gutverdienenden Rentnerhaushalte nicht. Obwohl es sonst genau diese Kreise sind, die sich für Privilegien für die Oberschicht einsetzen. 

Wenn diese Logik einreissen würde, hätte die Schweiz ein grösseres Problem. Denn man könnte auch argumentieren, dass die Volksschule für die Kinder der Oberschicht extra etwas kosten muss und nicht öffentlich ist. Die Reichen hätten ja genug Geld, um die Schule selber zu bezahlen. Doch was dann geschehen würde, ist klar: Die Reichen werden ihre Kinder in separate Schulen schicken. Und sich weigern, die Volksschule über die Steuern zu finanzieren. Für die Volksschule und die Kinder der Normalverdienenden wäre die Entwicklung schlecht. 

Man darf sich keine Illusionen machen: In der Schweiz gibt es nur etwas für die Mittelschicht, wenn auch die GutverdienerInnen etwas erhalten. Alles andere ist naiv. Das gilt auch für die 13. AHV-Rente. Dank der Umverteilung in der AHV ist sie für die Mittelschicht dennoch ein sehr gutes Geschäft. Denn die AHV nimmt Geld bei den hohen Salären und verteilt es an die unteren und mittleren. Deshalb regen sich Economiesuisse und die Banken so auf. Wenn Sergio Ermotti 10 Millionen Salär erhält, zahlt er beispielsweise gegen eine Million in die AHV (inkl. Steuern). Ohne je mehr als die AHV-Maximalrente 2450 Franken pro Monat (Einzelperson) bzw. 3675 Franken (Ehepaare) zu erhalten. 

In diesem Zusammenhang kritisieren die AHV-Gegner auch die «Giesskanne» - bekannterweise ein sehr nützliches Gartenwerkzeug. Die Giesskanne erlaubt es, Wasser sorgfältig und gleichmässig zu verteilen, um maximales Wachstum und maximalen Ertrag zu haben. Die Giesskanne bei der AHV funktioniert ähnlich. Sie verteilt die Renten relativ gleichmässig mit dem Ziel, dass im Alter alle mit dem Geld einigermassen über die Runden kommen. Entscheidend ist aber, wie sie gefüllt wird. Hier tragen die Gut- und Topverdiener viel mehr bei. Während die Renten der AHV nach oben begrenzt sind, muss auch auf sehr hohen Löhnen AHV-Beiträge bezahlt werden. 

Die geschätzte Umverteilung von der Obersicht zu den Gering- und Normalverdienenden in der AHV ist nicht einfach zu beziffern. Die Schätzungen reichen von einstelligen Milliardenbeträgen bis zu wohl zu hohen 20 Milliarden. Nimmt man als grobe Näherung die Lohnsumme über 100'000 Franken, dann ergäbe das Lohnbeiträge von 4 bis 5 Milliarden, die nicht rentenbildend sind. Dazu kommen noch Steuereinnahmen von Gutverdienern und Firmen – in wahrscheinlich ähnlicher Grössenordnung. 

Nicht zu vergessen ist noch, dass reiche RentnerInnen auf der zusätzlichen AHV-Rente auch Steuern zahlen. Dank der Steuerprogression müssten sie rund ein Drittel abliefern. 

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