"Spare in der Zeit, dann bist du wirtschaftlich bald in Not" - Evidenzen zur Wirtschaftspolitik in Europa

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Blog Daniel Lampart

„Spare in der Zeit, dann bist du wirtschaftlich bald in Not“. So sollte das Sprichwort angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage eigentlich heissen. Das Hauptproblem in Europa ist die grösste Wirtschaft – nämlich Deutschland. Dort sparen nicht nur die Privathaushalte. Sondern auch der Staat und die Firmen sparen mehr als sie investieren. Das kann aber nur gehen, wenn andere Länder mehr deutsche Produkte kaufen als sie nach Deutschland verkaufen können.

Das hat neulich sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ bemerkt. Die Firmen finanzieren sich nicht mehr „wie im Lehrbuchmodell“ über die Privathaushalte, sondern sie sind selber zu Sparern geworden. Die Folgen: eine lahmende Wirtschaft und – bedingt durch das grösser werdende Ungleichgewicht zwischen Investitionen und Ersparnis – auch tiefere Zinsen.

Auch in anderen Ländern hat sich das Verhalten der Firmen geändert. Die japanischen Firmen hatten dabei eine Pionierrolle. Sie begannen bereits Mitte der 1990er-Jahre zu sparen. Es liegt auf der Hand, dass dieses makroökonomisch unerwünschte Verhalten zur anämischen Wirtschaftsentwicklung in Japan beigetragen hat.

Ökonomen des IMK in Deutschland haben die Ursachen für diese Entwicklung analysiert: Die ungenügende Lohnentwicklung bzw. die steigenden Margen der Firmen haben wesentlich dazu beigetragen. Also in Deutschland das Vorhaben, über „Lohnzurückhaltung“ den Status des „Exportweltmeisters“ zu erlangen.

So gesehen ist das Fazit relativ klar. Es braucht eine Wende in der Kaufkraft- und Verteilungspolitik. Wirtschaftshistorisch heisst es auch, dass das neoliberale Modell, welches seit den 1980er-Jahren in vielen Ländern als wirtschaftspolitischer Kompass diente, gescheitert ist. Ohne entsprechende Kaufkraft kommt der Kapitalismus nicht recht vom Fleck.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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