Die Schweiz ist Europameisterin bei den Lohnkontrollen

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  • Flankierende Massnahmen und Personenfreizügigkeit
Blog Daniel Lampart

Die Corona-Ansteckungen in der deutschen Fleischverarbeitung haben viele Leute erschreckt. Überraschend waren sie aber nicht. Bereits seit Jahren weisen die Gewerkschaften auf die problematischen Arbeitsbedingungen und Unterkünfte der Arbeiterinnen und Arbeiter aus Bulgarien und Rumänien hin. Und sie haben kritisiert, dass der für die Kontrollen verantwortliche Zoll viel zu wenig tut.

Die Schweiz hingegen ist Europameisterin bei den Lohnkontrollen - auch dank dem gewerkschaftlichen Druck für die Flankierenden Massnahmen. Hierzulande kontrollieren die Sozialpartner und die Kantone über 41‘000 Firmen pro Jahr. Der deutsche Arbeitsmarkt ist fast 10 mal grösser. Doch der für die Kontrollen zuständige Zoll überprüft nur rund 55‘000 Firmen jährlich. Österreich – ein kleineres Land wie die Schweiz, das an die EU-8-Staaten grenzt – ist die Nummer 2 in Europa. Dort werden etwas mehr als 27‘000 Kontrollen bei einem ungefähr gleich grossen Arbeitsmarkt wie der Schweiz gemacht. Frankreich ist mit rund 20‘000 Kontrollen weit abgeschlagen. Immerhin hat die Regierung nun erkannt, dass sie beim Lohnschutz Gas geben müssen. Besser spät als nie …

Generell hat die Schweiz auf Druck der Gewerkschaften in den letzten 20 Jahren eine aktivere GAV- und Mindestlohnpolitik betrieben. Die tiefen und mittleren Löhne sind gestiegen – trotz einem widrigen Umfeld mit Frankenüberbewertung. Die Flankierenden Massnahmen haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Einerseits wurde die Kontrollaktivität erhöht, andererseits entstanden Mindestlöhne in neuen Branchen wie in der Hauswirtschaft oder im Personalverleih. Deutschland hingegen verfolgte bis der Einführung des staatlichen Mindestlohnes nach 2010 eine eigentliche Tieflohnpolitik.

 

 

Unterste 10 Prozent der Löhne: Entwicklung der Reallöhne, 2002=100

Diese lohnpolitischen Versäumnisse in Deutschland machen sich nicht nur bei den Löhnen, sondern auch beim Qualifikationsmix der Einwanderung bemerkbar. Dieser hat sich in Deutschland ungünstiger entwickelt als in der Schweiz. In der Schweiz konnte durch die aktive Politik gegen die Tieflöhne eine stärkere Ausbreitung von prekären Jobs verhindert werden.

Qualifikationszusammensetzung der Einwanderung: Schweiz vs. Deutschland (Anteile)

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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